DO 9. Mai | Ab 14 Uhr | am Treptower Park | Eingang Herkomerstr.
Auch in diesem Jahr unterstützen wir die Feier zum Tag der Befreiung von Nazi-Deutschland im Treptower Park. Durch den rechten Vormarsch vermehren sich nationalistische Erzählungen, welche die Geschichte zu ihren Gunsten umdeuten möchten. Das antifaschistische Fest im Treptower Park leistet u.a. durch Gespräche mit ZeitzeugInnen eine wichtige Erinnerungs- und Gedenkarbeit.
Wir dokumentieren den diesjährigen Aufruf:
„Nie wieder Faschismus – Nie wieder Krieg!“ lautete der Schwur der Überlebenden am 8./9. Mai 1945 in Europa und in der Welt. Es war der Tag der Befreiung vom nazistischen Joch, der Tag des Sieges über den deutschen Faschismus. Für Millionen Menschen, Opfer der nazistischen Diktatur kam dieser Tag zu spät; für Jüd*innen, Sinti und Roma, Homosexuelle und Zwangsarbeiter*innen. Zu spät aber auch für Kommunist*innen, Sozialdemokrat*innen, Gewerkschafter*innen, Christ*innen und viele politisch antifaschistisch Denkende und Handelnde. Sie und hunderttausende alliierter Soldat*innen, Partisan*innen, Widerstandskämpfer*innen in vielen Ländern mussten für den Sieg und die Befreiung ihr Leben geben. Der große Sieg der Soldat*innen der Roten Armee in der Schlacht von Stalingrad war Ausgangs-punkt und Impuls für die Zerschlagung Nazideutschlands und die darauffolgende Befreiung von Berlin durch sowjetische und polnische Truppen. Ihnen und all jenen, die zusammen mit der Roten Armee an der Befreiung vom Faschismus und dem Sieg über Nazideutschland beitrugen, gilt unser Dank!
Viele, aber dennoch viel zu wenige Menschen haben Widerstand geleistet. Dabei muss der Beitrag der Sowjetunion bei der Zerschlagung des Faschismus an der Ostfront hervorgehoben werden. Soldat*innen der Roten Armee zertrümmerten 506 deutsche Divisionen sowie 100 Divisionen von Hitler-Verbündeten. Bei den Kämpfen in West-Europa, Nord-Afrika und Italien wurden dagegen insgesamt 176 deutsche Divisionen zerstört.
Auch in diesem Jahr organisieren wir -nun zum zwölften Mal -ehrenamtlich unser nicht-kommerzielles Fest zum Tag des Sieges und feiern, essen und trinken zusammen mit den Veteran*innen, zahlreichen Gästen, Musiker*innen und Freund*innen. Der deutsche Antifaschist, Exilant und Veteran der Roten Armee Stefan Doernberg war einer von ihnen. Er brachte es einst in seiner Rede auf unserem Fest zum 9. Mai auf den Punkt:
Die Rote Armee rettete die Zivilisation.
In Erinnerung und Gedenken an sie und alle anderen Kämpfer*innen
gegen den Faschismus wollen wir am 9. Mai mit vielen Gästen im Treptower
Park, unweit des Sowjetischen Ehrenmals, feiern.
Diesjähriger inhaltlicher Schwerpunkt unserer Broschüre ist der Umgang
mit sogenannten „Asozialen“ und „Berufsverbrechern“. Gekennzeichnet
waren sie durch einen schwarzen beziehungsweise einen grünen Winkel an
der Häftlingskleidung. In die Kategorie „asozial“ fielen beispielsweise
Obdachlose, Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter, Prostituierte und
Bettlerinnen und Bettler, aber auch Jugendliche, die von zu Hause
weggelaufen waren. Als Berufsverbrecherinnen und Berufsverbrecher wurden
Personen bezeichnet, die mehrere, auch geringfügige Straftaten begangen
hatten. Viele von ihnen wurden nach der Verbüßung ihrer
Gefängnisstrafen in Konzentrationslager eingeliefert.
Im öffentlichen Bewusstsein sind sie nach wie vor nicht als Opfer des
Nationalsozialismus präsent. Deshalb freuen wir uns, dass wir für unsere
alljährlich zum Fest erscheinende Broschüre auch den emeritierten
Professor für Politikwissenschaft, Frank Nonnenmacher, für einen Beitrag
gewinnen konnten. Er initiierte mit anderen zusammen eine Petition, in
der die Anerkennung der ehemaligen KZ-Häftlinge der beiden Kategorien
als Opfer des Faschismus gefordert wird. Auch Dagmar Lieske, die seit
langem zu Verfolgung, der kriminalpolizeilichen Praxis wie auch der
Situation von „Berufsverbrechern“ im Lager und innerhalb der
Häftlingsgesellschaft forscht, wird dankbarerweise neben weiteren
Autorinnen und Autoren einen Artikel besteuern.
Mit der Broschüre und auch auf unserem Fest wollen wir einen Beitrag
leisten, die der¬zeitig laufende Petition und ihr Anliegen unterstützen.
Denn viele Betroffene haben sich nach der Befreiung von der
Nazi-Diktatur nach 1945 nicht getraut, über ihr Schicksal zu reden. Die
Stigmatisierung hat dazu geführt, dass sich weder die Gesellschaft noch
die wissenschaftliche Forschung über lange Zeit hinweg um diese Gruppe
gekümmert hat.
Der Kampf um den Frieden ist auch 74 Jahre nach der militärischen
Zerschlagung des deutschen Faschismus durch die Armeen der
Anti-Hitlerkoalition, die antifaschistischen Widerstandskämpfer*innen
und Partisan*innen unsere tägliche Aufgabe. 74 Jahre nach der
militärischen Zerschlagung des deutschen Faschismus existieren immer
noch antiziganistische Einstellungen, die neben neofaschistischem,
antisemitischem, rassistischem und nationalistischem Gedankengut
ernsthaft ein friedliches Zusammenleben aller Menschen gefährden. Der
Kampf gegen den Faschismus wurde von Menschen unabhängig ihres
Herkommens und ihrer Herkunft geführt.
Solidarität statt Nationalismus!
Gleiche Rechte für alle! Kein Mensch ist illegal!
Neonazis und Nationalist*innen, wie die AfD, Pegida oder die NPD,
nutzen die sogenannten Krisen, um Stimmung zu machen. Sie setzen auf
Ängste. Die „Soziale Frage“ wird völkisch bestimmt und dann reaktionär
beantwortet. Es geht dabei nicht um Lösungsansätze gegen die eigentliche
Ursache dieser Krisen – den Kapitalismus.
Rassismus, Antisemitismus, Chauvinismus und andere Ideologien der
Ungleichwertigkeit prägen das Feindbild und damit den Nährboden für
rassistische und neofaschistische Gewalt.
Wir erklären uns mit allen davon betroffen solidarisch und unterstützen den Kampf gegen Abschiebungen und für ein Bleiberecht:
Hitler kaputt! Wer nicht feiert, hat verloren!
Neben Informations- und Bücherständen, russischer Küche wird es ein deutsch/russisches Kulturprogramm geben.
Kommt am 9. Mai 2019 ab 14 Uhr! Kostenfrei!
AM SÜDLICHEN EINGANG ZUM SOWJETISCHEN EHRENMAL
Herkommerstraße/Am Treptower Park 34-35
unweit des sowjetischen Ehrenmals
gegenüber der Botschaft der Republik Belarus